Petrus Abaelardus Peter Abaeland, Peter Abaelard, Peter Abälard, Peter Abelard, Petrus Abaelardi, Petrus Abailard, Petrus Baiolardus, Petrus Baiolardus, Petrus Baiolardus, Petrus Baiolensis, Petrus Balaiardus, Petrus Palatinus, Petrus Peripateticus, Pierre Abailard, Pierre Abélard, Pierre de Palais, Pietro Abelardo
Biographische Daten:
- 1079
In Le Pallet (bei Nantes in der Bretagne) geboren.
- ältester Sohn des Ritters Berengar und dessen Frau Luzia.
- Ob Berengar der Familienname oder der geistliche Ordensname (im Alter entschied sich Berengar "für den monastischen Stand") Abaelards Vater war bleibt unklar [vgl. Clanchy, 2000, 184].
- Wahrscheinlich hatte Abaelard drei jüngere Brüder [vgl. Clanchy, 2000, 185], Dagobert, Porcarius und Radulphus, und wahrscheinlich eine Schwester [vgl. Ernst, Petrus Abaelardus (2003), 19].
- In seiner "Historia Calamitatum" schreibt Abaelard nur, wo er geboren wurde, aber nicht wann [Clanchy, 2000, 40].
- Sein Vater stammte wahrscheinlich aus Poitou [vgl. Clanchy, 2000, 80].
- 'Abaelard' könnte ein Spitzname gewesen sein, ein Künstlername wie der einiger Troubadoure [vgl. Clanchy, 2000, 178].
- "Abaelard" von ihm selbst als fünfsilbiges Wort benutzt; "ae" als zwei Vokale zu lesen (wie Israel) [Mews (1986), 129 n.1].
- 1093
Anselm vertreibt Roscelin aus England [vgl. Clanchy, 2000, 371]. - ca. 1095 - 1102
Studium der Logik bei Roscelinus in Loches.
- 1092 Prozess wegen Häresie auf der Synode von Soissons [vgl. Clanchy, 2000, 44].
- Roscelinus war Vertreter des Nominalismus [vgl. Ernst, Petrus Abaelardus (2003), 19].
Danach Studium der Logik bei Wilhelm von Champeaux (Guillelmus Campellensis) in Paris.
- Archidiakon von Notre-Dame und Vertrauter von König Philipp I.
- W. vertritt extrem realistische Position in der Universalienfrage [vgl. Ernst, Petrus Abaelardus (2003), 19].
- 1096
Hildebert von Lavardin wird Bischof von Le Mans und Marbod Bischof der Diözese von Rennes [vgl. Clanchy, 2000, 83]. - 1098
Anselm von Canterbury widmet seine Widerlegung von Roscelin Papst Urban II [vgl. Clanchy, 2000, 44].
- Anselm warf Roscelin vor, dem Verstand in anmaßender Weise den Vorrang vor dem Glauben einzuräumen [vgl. Clanchy, 2000, 60].
- In seiner "Historia Calamitatum" erwähnt Abaelard Roscelin anfangs mit keinem Wort [vgl. Clanchy, 2000, 108].
- Anfang 1100
Abaelard begibt sich mit dem königlichen Hof nach Melun und an andere Orte [vgl. Clanchy, 2000, 177]. - ca. 1102
Gründung einer eigenen Schule in Melun.
- A. ist zwischen 22 und 23 Jahre alt.
- ca.1105
Abaelard verlegt seine Schule nach Corbeil.
- A. ist daneben noch Hörer unbekannter Lehrer in seiner Herkunftsregion.
- 1105
Stephan von Garlanda, Archidiakon der Pariser Diözese und Unterstützer von Abaelard, wird königlicher Kanzler [vgl. Clanchy (2000), 101]. - ca. 1105 - 1108
Rückzug in die Bretagne.
- Abaelard ist "'erschöpft vom Studieren'" [Clanchy (2000), 44].
- Möglicherweise auch erkrankt.
- 1108
Rückkehr nach Paris und Eröffnung einer Schule auf dem Mont Ste-Geneviève in Paris
- ungefähr an der Stelle, an der später die Sorbonne gegründet wird [vgl. Ernst, Petrus Abaelardus (2003), 21]).
Daneben Hörer bei Wilhelm von Champeaux, der Notre Dame verlassen hat und jetzt Regularkleriker im Kloster St. Viktor ist.
- Abaelard disputiert mit Wilhelm über das Universalienproblem; Wilhelm muß seine These modifizieren.
- 21. April 1109
Tod Anselms von Canterbury. - ca. 1112
Abaelard wird von Goswin in seiner eigenen Schule auf dem Mont-Sainte-Geneviève herausgefordert [vgl. Clanchy (2000), 44]. - 1113
Kurzer Aufenthalt in der Bretagne
- um bei der Aufnahme seiner Mutter in ein Kloster zugegen zu sein.
Dann Student der Theologie bei Anselm von Laon in Laon.
- Anselms Wirken in Laon erstreckte sich über einen Zeitraum von 30-40 Jahren, in denen er viele Äbte und Bischöfe der Bistümer Frankreichs, des Rheinlandes, in Italien und England unterrichtete hatte. 1113 befand er sich auf dem Gipfel seiner Macht. Im Jahr zuvor überlebte er einen Aufstand der Stadtbevölkerung gegen den Klerus, dem Bischof Gaudry zum Opfer gefallen war. Neuer Bischof wurde Hugo, Dekan von Orléans, der Anfang 1113 verstarb. Evtl. ging Abaelard als Stephan von Garlandas Spitzel nach Laon, zur Stärkung des königlichen Einflusses nach der Ermordung Gaudrys und dem plötzlichen Ableben des von Stephan geförderten Bischofs Hugo.[vgl. Clanchy, 2000, 103ff.].
- Vorlesungen über das Buch Ezechiel.
- Diskussion mit Mitstudenten; berühmte Probe seines Könnens.
Wilhelm wird Bischof von Châlons-sur-Marne. - ca. 1114 - 1116
Lehrtätigkeit an an der Domschule von Notre Dame in Paris.
- Logik und Theologie.
- Zeit seines Lebens ist Abaelard davon überzeugt, dass jeder Christ Logiker sein muss [vgl. Clanchy, 2000, 62f.].
- 1115
Der Kanoniker Norbert von Xanten verzichtet auf seine Pfründe und wird Wanderprediger [vgl. Clanchy, 2000, 274]. - 1115 / 1116
Petrus Venerabilis wird Prior von Vézelay [vgl. Clanchy, 2000, 213]. - 1116
Abaelards Förderer Gilbert, Archidiakon und Kanzler, wird zum Bischof von Paris ernannt [vgl. Clanchy, 2000, 106]. - ca. 1117
Rupert von Deutz fordert Anselm von Laon und Wilhelm von Champeaux zu einer Disputation heraus [vgl. Clanchy, 2000, 44]. - ca. 1117
Beginn der Afäre mit Héloise [vgl. Clanchy, 2000, 164].
- A. wohnt im Hause ihres Vaters Fulberts, Kanoniker von Notre-Dame.
Zur Person der Héloise:
- Geboren ca. 1090 [vgl. Clanchy, 2000, 229].
- Héloises Mutter heißt Hersindis, über ihren Vater ist nichts bekannt. Evtl. sterben beide in ihrer Kindheit.
- Wächst im Kloster von Argnteuil (heutiger Vorort von Paris) auf [vgl. Clanchy, 2000, 29].
- Gewisse Indizien deuten darauf hin, dass Fulbert zur mächtigen Adelsfamilie Montmorency gehörte [vgl. Clanchy, 2000, 244].
- 1117
Entführung von Héloise in das Haus seiner Familie nach Le Pallet.
Geburt des Sohnes Astrolabius.
Zur Person des Astrolabius:
- Wird Kanoniker, obwohl er als Kind eines Geistlichen von kirchlichen Ämtern ausgeschlossen wäre [vgl. Clanchy, 2000, 254f.].
- ca. 1118
Geheime Heirat mit Héloise in Gegenwart von Fulbert und anderen Trauzeugen in Paris.
- Als Fulbert die Heirat öffentlich verkündet, verneint Héloise diese.
- Um sie vor ihrem Onkel zu schützen, sendet sie Abaelard als Nonne getarnt in das Kloster von Argenteuil.
- Als Reaktion auf die Flucht Héloises ins Kloster, unter der Annahme A. habe H. gezwungen Nonne zu werden, arrangiert Fulbert eine Racheaktion an A.
Kastration Abaelards durch Leute aus Fulberts Verwandtschaft.
Reaktion der Behörden:
- Fulbert wurde vom Bischof von Paris und den Kanonikern von Notre-Dame aus Amt und Würden entlassen und all sein Hab und Gut wurde konfisziert, obwohl er beteuerte, die Kastration nicht veranlasst zu haben [vgl. Clanchy, 2000, 260].
- Als Vergeltung wurden zwei Täter kastriert und geblendet [vgl. Clanchy, 2000, 190].
- ------
- 1119
Eintritt in das Kloster von St. Denis.
- Kurz nach dem Eintritt in den Orden in Saint-Denis empfängt A. die Priesterweihe [Gilson (1955) 66].
- Abaelard versichert, dass er von der Fleischeslust geheilt und sein Hochmut sich in Demut behandelt habe. Dies ermögliche es ihm, seine "Leidensgeschichte" mit "Dein Wille geschehe" zu beenden. [vgl. Clanchy, 2000, 168].
- Er verlangt von Héloise, dass sie in Argenteuil den Schleier anlege. [vgl. Clanchy, 2000, 164]
- nach 1119
Wiederaufnahme seiner Lehrtätigkeit in einer Zelle der Abtei St.-Denis.
- ca. 1120
Beschwerde Abaelards über Roscelin bei Gilbert, Bischof von Paris [vgl. Clanchy, 2000, 266].
- Abaelard verteidigt Robert von Arbrissel (Einsiedlerprediger bretonischer Herkunft und ehemals Magister, der Frauen für seine Sache gewann und über keinen festen Wohnsitz verfügt, weswegen er als umstritten galt) gegen Roscelin als "außergewöhnlichen Verkündiger Christi" [vgl. Clanchy, 2000, 304].
- 1120
Stephan von Garlanda wird Seneschall (höchster königlicher Verwalter und Befehlshaber des königlichen Heeres) [vgl. Clanchy, 2000, 191]. - 1121
Der Kanoniker Norbert von Xanten ruft eine Kommunität eremitischer Prediger ins Leben (ursprünglich aus Männern und Frauen bestehend), die auf einem vom Bischof von Laon geschenkten Grundstück bei Laon (ca. 130 km nördlich vom Kloster des Parakleten) angesiedelt ist [vgl. Clanchy (2000), 273]. - ca. 1121
Beleidigung des heiligen Dionysius, Anklage wegen Landesverrates und Flucht vor dem königlichen Zorn zum Grafen Thibaud von der Champagne nach Provins [vgl. Clanchy (2000), 266 u. 177]. - 1121
Verurteilung durch das Konzil von Soissons. Abaelards Ankläger Alberich und Lotulf waren ehemalige Kollegen Abaelards an der Schule von Laon [vgl. Clanchy (2000), 369]. - 1121/22
Synode von Soissons: Verurteilung der Theologia 'Summi boni'.
Hausarrest in der Abtei von St.-Médard in Soissons, im klösterlichen Gewahrsam des Priors Goswin.
Nur kurzer Aufenthalt, der päpstliche Legat und Prozessbeobachter in Soissons lässt ihn in sein eigenes Kloster von St.-Denis bringen. [vgl. Clanchy (2000), 296] - 1121 oder 1122
Versöhnlicher Brief Abaelards an Abt Adam und die Mönche von St.-Denis [vgl. Clanchy, 2000, S. 298f]. - ca. 1122
Gründung einer dem Parakleten geweihten Einsiedelei in der Nähe von Troyes [vgl. Clanchy, 2000, S. 266]. Héloise suchte die Einsiedelei nicht vor 1129 auf [vgl. Clanchy, 2000, S. 306]. Der Kirchenvater Origenes, den Abaelard als den größten christlichen Philosophen bewunderte, definierte den Parakleten als 'Tröster' [vgl. Clanchy, 2000, S. 310]. - 1122
Beilegung des Streites mit der Abtei von St.-Denis, wobei ihm Stephan behilflich war und beitrug zur Gutheißung durch den König und den Rat des Hofes [vgl. Clanchy, 2000, S. 191]. - 1122
Tod von Wilhelm von Champeaux. - 19. Febr. 1122
Tod von Abt Adam [vgl. Clanchy, 2000, S. 299]. - 12. März 1122
Suger wird Abt von St. Denis als Adams Nachfolger. Treffen mit Abaelard. [vgl. Clanchy, 2000, S. 303] - 1122
A. baut ein Oratorium in der Nähe von Quincay, am Ufer des Ardusson, dem Paraklet geweiht. - 1122-27
Aufenthalt im Paraklet. Von den Studenten Abaelards ist nur Hilarius von Orléans (Hilarius der Engländer) genauer bekannt [vgl. Clanchy (2000), 307]. - ca. 1123
Eröffnung einer Schule (Paraclete) in Quincey nahe Nogent-sur-Seine. - 1124
Fulbert wird das letzte Mal in den Akten von Notre-Dame erwähnt [vgl. Clanchy, 2000, S. 242]. - ca. 1125
A. verlässt seine eigene Stiftung des Parakleten und enttäuscht seine Schutzherren Thibaud und Hatto, dem Bischof von Troyes [vgl. Clanchy, 2000, S. 270]. Rückkehr in die Bretagne. - 1126/27 - 1133
Abt von St.-Gildas-de Rhuys in der Diözese von Vannes an der Atlantikküste der Bretagne. A. beginnt, seine "Historia Calamitatum" zu schreiben [vgl. Clanchy, 2000, S. 285]. - nach dem 3. August 1127
Stephan wird aus dem Amt als Kanzler und Seneschall von Frankreich entlassen von Suger. - 15. März 1128 (evtl. 1129)
Abaelard wird zum ersten Mal als Abt von St.-Gildas in einer Urkunde erwähnt [vgl. Clanchy, 2000, S. 309]. - März 1128 bzw. 1129
Abaelard befindet sich als Abt von St.-Gildas in Nantes Gesellschaft von Graf Conan III. (u.a. Herzog der Bretagne) und mehreren Bischöfen, z.B. dem lateinischen Dichter Hildebert von Lavardin, Erzbischof von Tours [vgl. Clanchy, 2000, S. 316]. - 1129
Abt Suger von St. Denis erlangt die Besitzrechte des Konvents von Argenteuil [vgl. Clanchy, 2000, S. 318]. Vertreibung von Héloise und ihren Nonnen aus dem Kloster von Argeneuil durch Suger von St.-Denis wegen offenkundiger Sittenlosigkeit. Rückkehr Abaelards in die Champagne. A. übergibt den Nonnen seine Einsiedelei zum Parakleten, die in der Nähe von Bernhards Zisterzienserabtei von Clairvaux lag [vgl. Clanchy, 2000, S. 266 u. 203]. Héloise wird Äbtissin des Klosters [vgl. Clanchy, 2000, S. 208]. - 1130
Päpstliches Schisma: Doppelwahl von Innozenz II. und Anaklet II. - nach 1130
Abaelard sendet Héloise (speziell für das Kloster der Parakleten verfasst) Briefe, Gebete, geistliche Hymnen, Predigten, eine Abnhandlung über die Herkunft der Nonnen, exegetische Lösungsvorschläge für schwierige Bibelstellen, einen Diskurs im Sinne einer Glaubensregel für ihr Kloster und zuletzt das Bernhard verweigerte Glaubensbekenntnis [vgl. Clanchy, 2000, S. 27f]. Die Briefe von Héloise und Abaelard existieren nur noch in Abschriften in etwa auf das Jahr 1280 datierbaren Handschriften [vgl. Clanchy, 2000, S. 32]. Abaelards Liebeslieder für Héloise waren vermutlich in Latein oder einer Mischung aus Latein und Französisch verfasst. Unter den anonymen Lieder der 'Carmina Burana' könnten sich auch einige von Abaelard befinden. [vgl. Clanchy, 2000, S. 179f.] Für Héloise und ihre Nonnen schrieb er etwa 70000 Wörter und durch das Verfassen vieler Texte für das Kloster der Parakleten wurde er "zum größten Produzenten von frommer Erbauungsliteratur für Nonnen im 12. Jh." [Clanchy, 2000, S. 204]. Zwei Hymnen Abaelards für die Nonnen preisen den heiligen Dionysius, den die Nonnen insbesondere verehrten [vgl. Clanchy, 2000, S. 311]. Von der Veröffentlichung der Briefe Abaelards und Héloises gibt es vor der Übersetzung ins Französische durch Jean de Meun 1270 keine Beweise [vgtl. Clanchy, 2000, S. 207]. - Zwischen 1130 und 1140
Magister Hugo von St.-Victor ist wegen seiner großen Beliebtheit bei den Studenten Abaelards großer Rivale in Paris [vgl. Clanchy, 2000, S. 52]. - 14. Febr. 1130
Doppelwahl der Päpste. - 20. Jan. 1131
Treffen Abaelards mit Papst Innozenz II. und Bernhard von Clairvaux in Morigny, als der Papst, begleitet von 11 Kardinälen und vielen Prälaten der Umgebung, einen Altar in der Abteikirche des Benediktinerklosters von Morigny weiht. Abaelards Anwesenheit ist in der Chronik des Klosters bezeugt [vgl. Clanchy, 2000, S. 266f.]. - 28. Nov. 1131
Héloise, ihre Nonnen und die Schenkungen an das Kloster des Parakleten werden von Innozenz II. in einer Bulle unter den Schutz des Apostolischen Stuhlsgenommen [vgl. Clanchy, 2000, S. 266f.]. - ca. 1132
Um die Mönche von St.-Gildas zu disziplinieren, begibt sich ein päpstlicher Legat (evtl. Gottfried, Bischof von Chartres) in die Bretagne [vgl. Clanchy, 2000, S. 266]. - Ende 1132
Stephan wird erneut Kanzler. - ca. 1133
Erneuter Versuch der Mönche, Abaelard zu töten. Rückkehr von der Abtei St.-Gildas nach Paris als magister am Mont-Sainte-Geneviève, geschützt von deren Dekan Stephan von Garlanda [vgl. Clanchy, 2000, S. 266 u. 194]. - 1135
Johannes von Salesbury datiert seine Ankunft in Paris, als er mit Abaelard zusammen in Paris zu studieren begann auf den Zeitpunkt des Todes von Heinrich I. von England (1135) [vgl. Clanchy, 2000, S. 45]. - 1136 - 1141
Nach Jahren ohne Zeugnis: erneut Lehrer für Dialektik in Paris (Mont Ste. Geneviève). Lehrer von Johannes von Salisbury in Logik. - 1137
Tod von Ludwig VI. (1. August 1137). Stephan von Garlanda wird aus dem Kanzleramt entlassen, womit Abaelard ohne Protektion ist. [vgl. Clanchy, 2000, S. 405] - 1139
Bernhard lässt Petrus' Kandidaten aus Cluny für das Bischofsamt von Langres scheitern [vgl. Clanchy, 2000, S. 213]. - ca. 1139
In der Kirche von St.-Hilarius auf dem Mont-Sainte-Geneviève schloss Arnold von Brescia sich Abaelard als Magister an [vgl. Clanchy, 2000, S. 266]. - 1140
Tod Stephan von Garlandas. - vermutlich März 1140
Wilhelm von St--Thierry beklagt sich bei Bernhard über häretische Auffassungen Abaelards. Bernhard reagiert zunächst sehr vorsichtig und zurückhaltend. [vgl. Clanchy, 2000, S. 398]. - ------
Bernhard trifft sich zunächst privat mit Abaelard und ermahnt ihn dann in Gegenwart von Zeugen freundlich und formlos, so der Erzbischof von Sens Heinrich, zur Korrektur seiner Bücher . [vgl. Clanchy, 2000, S. 399] - 1140
Anklage wegen Häresie auf dem Konzil von Sens durch Bernhard von Clairvaux. Gegen den optimistischen Glauben Abaelards an die Verununft argumentierte Bernhard, dass der Versuch, die Vernunft durch die Verununft zu transzendieren, der Vernunft widerspreche und die Weigerung, an das nicht durch Vernunft zu erfassende zu glauben, dem Glauben widerspreche. Abaelard weist Bernhards Vorwürfe als abwegige Unterstellungen zurück, die entweder aus Unwissenheit oder Böswilligkeit resultieren. [vgl. Clanchy, 2000, S. 22ff.] Abaelards Vorliebe für den Satz des Widerspruchs sieht Berhard als Ausdruck seiner gespaltenen Persönlichkeit: "Homo sibi dissimilis est" [Clanchy, 2000, S. 37]. Ein weiterer Anklagepunkt war die angebliche Identifizierung des Heiligen Geistes mit der platonischen Weltseele (in der 'Dialectica' und der 'Theologia') [vgl. Clanchy, 2000, S. 161]. Verurteilung durch das Konzil von Sens. Auf die Zeit des Konzils von Sens fällt auch der letzte Brief Abaelards an Héloise [vgl. Clanchy, 2000, S. 227]. Herkömmlich wurde das Datum der Synode und die Verurteilung auf den 2./3. Juni 1140 datiert. Stothmann vertritt dagegen die Auffassung, dass Konzil sei bereits 1138 abgehalten und Abaelard am 21. Juni 1138 vom Papst in einem ersten Schreiben verurteilt worden, die endgültige durch den Papst erfolgte dann erst am 16. Juli 1140. Mews weist dagegen nach, dass das Konzile am 25./26. Mai stattgefunden habe und Innonzenz II. die Verurteilung am 16. Juli 1141 ausstellte. [vgl. Ernst, Petrus Abaelardus (2003), S. 27f.]
- 1140
Offizielle Verbrennung von Abaelards "Theologia" in einem feierlichen Akt in St. Peter in Rom [vgl. Clanchy, 2000, S. 24]. Bernhards Sekretär Gottfried von Auxerre berichtet von "der Zeremonie eines 'öffentlichen Scheiterhaufens'" [Clanchy, 2000, S. 49]. - 1140
Abaelard appelliert an den Papst. Papst Innozenz II. verurteilt ihn als Häretiker zu lebenslangem Schweigen und Kerker [vgl. Clanchy, 2000, S. 266]. Die Briefe mit dem Verdammungsurteil Innozenz II. sind auf den 16. Juli (1140 oder 1141) datiert [vgl. Clanchy, 2000], S. 402]. - 1140
Thierry von Chartres vertritt im Tractatus de sex dierum operibus [Häring (1971), 24] noch eine Meinung (Weltseele = Hl. Geist), die 1140 in Sens verurteilt worden ist [Häring (1971), 47]; Abaelard und Wilhelm von Conches gaben diese Meinung auf. Abt Petrus Venerabilis (wegen seiner Oberaufsicht über Hunderte von Klöstern "von spöttischen Stimmen auch als 'der König' bezeichnet" [Clanchy, 2000, S. 17]) nimmt ihn in seinem Kloster Cluny auf, wo er noch 2 Jahre lebt. Der Bau des Klosters wurde begonnen in den 80er Jahren des elften Jahrhunderts und im Jahr von Abaelards Eintritt vollendet. Für Peter war Abaelard "'unser Aristoteles'" [Clanchy, 2000, S. 21] . Verurteilung und Bernhards Schreiben an den Papst in 117 Mss. überliefert. - 1141
Er zog sich nach Cluny zurück. Nach Otto von Freising schrieb Abaelard dort einige seiner polemischen Schriften gegen Bernhard [vgl. Clanchy, 2000, S. 408]. - 21. April 1142
Gestorben in der Cluniazenser Priorei von St. Marcel nahe Châlon-sur-Saône. Eine während der französischen Revolution verloren gegangene Handschrift aus dem Kloster des Parakleten berichtete das Ableben Abaelards im Alter 63 Jahren [vgl. Clanchy, 2000, S. 411]. Peter versicherte Héloise, "dass Abaelard wahrhaftig 'der Philosoph Christi' und jegliche Anschuldigung der Häresie gegen ihn falsch gewesen sei" [Clanchy, 2000, S. 17]. Er läßt Abaelards Leichnam zu Héloise bringen und begleitet die Überführung. Peter erteilt Abaelard seine priesterliche Absolution. Er übermittelt dies in einer eigenen Urkunde an Héloise. Diese hängt es über sein Grab. - 26. September 1143
Kardinal Guido von Castello wird als Cölestin II. zum Papst geweiht. - 1144
Nach seinem Tod hinterlässt der Papst seine Abschriften der "Theologia" und "Sic et Non" von Abaelard seiner Kirche von Città di Castello [vgl. Clanchy, 2000, S. 280f.]. - ca. 1163
Von Walter Map wird berichtet, bei einem Mahl mit Erzbischof Thomas Becket und zwei Zisterzienseräbten wurde einer der Briefe Bernhard gegen Abaelard an der Tafel laut vorgelesen [vgl. Clanchy, 2000, S. 388]. - 1163/64
Tod Héloises. - 1207
Überlieferung der Legende, Abaelard habe bei der Beisetzung von Héloises Leichnam in seinem Grab seine Arme ausgebreitet und sie umarmt [vgl. Clanchy, 2000, S. 335]. - 1497
Beisetzung der Gebeine Abaelards und Héloises in der Kirche von Nogent [vgl. Ernst, Petrus Abaelardus (2003), S. 30]. - 1792
Überführung der sterblichen Überreste von Héloise und Abaelard vom Kloster des Parakleten nach Paris während der Französischen Revolution [vgl. Clanchy, 2000, S. 230]. - 1817
Errichtung eines neugotisch gestalteten Grabdenkmals für Héloise und Abaelard auf dem von Père-Lachaise unter den Helden Frankreichs, nachdem ihr altes Grab während der französischen Revolution zerstört worden war [vgl. Clanchy, 2000, S. 36].
Bibliographie:
- Clanchy, Michael T.: Abaelard. Ein mittelalterliches Leben, Darmstadt (WBG) 2000.
- Lohr, Charles: Medieval Latin Aristotle Commentaries, in: Traditio 28 (1972), 281-396.
- Mews, Constant J.: The Sententie of Peter Abelard, in: RThAM 53 (1986), 130-184; jetzt in: Abelard and his Legacy, Aldershot (Variorum) 2001, Nr. VI.
- Mews, Constant J.: "Peter Abelard", in: Authors of the Middle Ages. Historical and Religious Writers of the Latin West, Volume II, Nos. 5-6, hrsg. v. Patrick J. Geary, Aldershot/Brookfield 1995, S. 1-88.
- Mews, Constant J.: On Dating the Works of Peter Abelard, in: Med. Stud. 60 (1985), 73-134.
- Fabian, C.: Personennamen des Mittelalters (PMA). Nomina Scriptorum Medii Aevi. Bayerische Staatsbibliothek. 2. Auflage. München 2000.
- Bersching, Walter: Nachwort zur 4. Auflage 1979, in: Abaelard, Die Leidensgeschichte und der Briefwechsel mit Heloisa. Übertragen und herausgegeben von Eberhard Borst, München (dtv) 1987, 423–440.
Allgemeine Notizen zu allen Werken:
Wie auch Abaelards Zeitgenossen Johannes von Salisbury und Bernhard von Clairvaux diktierte er seine Werke einem Sekretär. Als akademischer Magister war er ausgebildet, seine Gedanken "in der lateinischen Diktion 'druckreif' laut vor sich herzusagen und beim Umhergehen zu denken" [Clanchy, 2000, S. 66]. Viele seiner Bücher blieben Fragmente. Trotz der päpstlich angeordneten Verbrennung seiner Bücher nach dem Prozess 1140 in Sens sind seine theologischen Werke dennoch in der Gestalt vollständiger Bücher erhalten geblieben [vgl. Clanchy, 2000, S. 109]. Keine der Handschriften von Abaelards Werken konnte als Autograph oder von ihm autorisierte Abschrift erwiesen werden [vgl. Clanchy, 2000, S. 340]. Die Rekonstruktion der verschiedenen Versionen der 'Theologia' wurde 1987 abgeschlossen [vgl. Clanchy, 2000, S. 340]. Eine der ersten Editionen: von dem Hegel-Schüler V. Cousin, Paris 1836.
Werkliste:
nicht datiert | ++ | Carmen figuratum Synonym: Versus magistri Petri Abaelardi de incarnatione Verbi; |
nicht datiert | ++ | Sermo 14: Expositio orationis dominicae Synonym: Expositio Dominicae orationis, in diebus rogationum, quae litaniae dicuntur, In diebus rogationum; Incipit: Praesentes Rogationum, id est orationum; |
ca. 1125-26 | ++ | Collationes Synonym: Dialogus inter philosophum, iudaeum et christianum; |
nach 1130 | ++ | Sententiae Hermanni Synonym: Epitome theologiae christianae, Petri Abaelardi Epitome theologiae, Sententiae magistri Petri Abelardi, Sententiae Petri Abaelardi, Sententie Abaelardi; |
ca. 1138/39 | ++ | Scito te ipsum Synonym: Ethica, Ethica seu liber dictus scito te ipsum, Nosce te ipsum, Scito teipsum; |
1140 | ++ | Confessio fidei Synonym: Confessio fidei 'Universis'; Incipit: Universis'; |
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