ca. 1235
Geboren, vermutlich in Anagni.
- Stammte aus einer in der römischen Campagna ansässigen Adelsfamilie.
- Der Aufstieg seiner Familie kam erst durch B.s eigenen Aufstieg.
- Mütterlicherseits Neffe von Papst Alexander IV.
nicht datiert
Studium des Rechts in Todi, Spoleto und Bologna.
1260
Erstmals an der Kurie bezeugt.
1264 und 1268
Begleiter der Kardinallegaten nach Frankreich und England.
1290
In Paris.
- Auf dem Nationalkonzil in Paris verwirft er die Anklagen der Weltgeistlichen, bestätigt auftragsgemäß die Bulle 'Ad fructus uberes' und verwehrt dem Magister Heinrich von Gent die eigenmächtige Disputation der Pastoralprivilegien [vgl. Hödl (2000), 55].
- B. vertrat im Bettelordensstreit mit Nachdruck die mendikantenfreundliche Politik der Kurie [vgl. Schmidt (1983)].
1291
Vermittelte im Vertrag von Tarascon einen kurzfristigen Ausgleich zwischen Frankreich, Neapel-Anjou und Sizilien-Aragón.
- B. bezeichnete sich in diesem Vertrag selbst als "gallicus", Freund der Franzosen [vgl. Schmidt (1983)].
nicht datiert
Als Kardinal zieht er das Mißtrauen der französischen Inquisition auf sich; aus der Untersuchung geht er aber unbeschadet hervor [Brückle (2005), 33 n. 78].
Juli 1294
Wahl des Papstes Coelestins V.
- B. beteiligte sich während des Konklaves (1292-1294) nicht an den Parteiungen der Orsini und Colonna.
Dezember 1294
Als juristischer Ratgeber war B. maßgeblich an der Abdankung Coelestins beteiligt.
24. Dez. 1294
In Neapel als Nachfolger Coelestins V. zum Papst gewählt.
25. Jan. 1295
Rückverlegung der Kurie nach Rom und Krönung im Lateran.
- Letzer mittelalterlicher Papst, "der den universalen Leitungsanspruch über Kirche und Staaten, der in das traditionelle Ziel eines Kreuzzugs der unter päpstlicher Fahne befriedeten Fürsten münden sollte, verwirklichen suchte" [Schmidt (1983)].
25. Febr. 1296
'Clericos laicos'.
- Bestimmung, dass für jede Besteuerung des Klerus durch weltliche Herrscher die Zustimmung des Papstes notwendig ist [Southern (1976), 26].
- Nach Schmidt (1983) ein Versuch den Krieg zwischen England und Frankreich zu verhindern.
- Reaktion Philips IV. von Frankreich war eine Ausfuhrsperre von Edelmetall und die Ausweisung päpstlicher Nuntien und Kollektoren.
31. Juli 1297
'Etsi de statu'.
- Abmilderung der Bulle 'Clericis laicos' als Reaktion auf das Vorgehen Philipps IV.
- Freigabe der Besteuerung von Kirchengut durch weltliche Herrscher in staatlicher Notlage.
6. Aug. 1297
Heiligsprechung von Ludwig IX.
1297 (?)
Gruppierung der 4 lateinischen Kirchenväter in Analogie zu den griechischen.
1298
Schiedspruch im englisch-französischen Konflikt.
- Aber nicht als Papst, sondern als Benedetto Caetani.
3. März 1298
'Sacrosanctae Romanae ecclesiae'.
- Promulgationsbulle des 'Liber sextus'.
- 1296 hatte B. eine Dreierkommission mit der Zusammenstellung der neuen Rechtssammlung beauftragt. Mitgleider waren Guillelmus de Mandagoto, Berengarius Fredoli und Richard Petronius von Sien.
16. Febr. 1300
Ausrufung des ersten Heiligen Jahres.
- An diesem Tag wurde die Bulle erlassen, aber auf den 22. Febr. vordatiert [Müller (2000), 12].
- Die Statue des hl. Petrus im Petersdom soll Arnolfo de Cambio im Auftrag des Papstes geschaffen haben.
5. Dez. 1301
'Ausculta fili'.
- Erneuerung des Steuerverbots der Bulle 'Clericos laicos'.
- Reaktion auf den Hochverratsprozess gegen den Bischof von Pamiers, Bernhard Saisst, durch Philipp IV.
'Deum time'.
- Eine im Anschluss verfasste Kurzfassung.
- Provozierende Überordnung der geistlichen über die weltliche Gewalt.
10. April 1302
Einberufung der ersten États généraux durch Philipp IV.
- Als Reaktion auf die Bullen 'Ausculta fili' und 'Deum time'.
- Nach englischen Vorbild gestaltet.
1. Nov. 1302
Römische Synode.
- Teilnahme von 39 französischen Prälaten trotz eines Ausreiseverbots.
- Politischer Erfolg B.s.
18. Nov. 1302
'Unam sanctam'.
- Nach Schmidt (1983) wohl nicht auf der Synode von Rom entstanden.
- Datiert auf den 18. Nov. 1302, aber erst ca. Sommer 1303 publiziert.
- Vertritt den hierokratischen Anspruch des mittelalterlichen Papsttums: Jeder Mensch ist in geistlichen und weltlichen Belangen dem Papst Gehorsam schuldig.
nicht datiert
Zur Festigung seiner Macht im Kirchenstaat übertrug B. siener Familie große Herrschaftsgebiete (v.a. südlich von Rom) und kam damit in Konflikt mit der Familie der Colonna.
1303
Annerkennung der Herrschaft Friedrichs von Aragón über Sizilien.
1303
Treue- und Gehorsamseid durch den deutschen König Albrecht I. nach einer Absetzungsdrohung gegen ihn, da er die päpstliceh Approbation nicht suchte und die Toskana nicht an den Kirchenstaat abtreten wollte.
1303
Bestätigung der Generalstudien in Rom und Avignon durch einzelne Privilegien.
7. Sept. 1303
Gefangnennahme B. s in Anagni.
- Im Auftrag Philipps IV.
- Attentat von Anagni, das Kardinäle der Colonna-Familie zusammen mit dem königlischen Staatsrat Wilhelm von Nogaret vorbereitet hatten [Flüeler (1989), 32].
- Die Pläne eines Prozesses gegen B. und der Einberufung eines Konzils exisiterten schon seit 1297 (u.a. wegen B.s Beteiligung an der Absetzung seines Vorgängers) un d wurden im französischen Interesse vorangetrieben.
9. Sept. 1303
Befreiung B.s durch die Bewohner von Anagni.
- Keine politische Reaktion auf seine Gefangensetzung, wegen des schnellen Todes nach seiner Rückkehr nach Rom.
11. Okt. 1303
In Rom gestorben.