Iohannes de Ianduno Iohannes de Gandavo, Iohannes de Gauduno, Iohannes de Genduno, Iohannes de Jandun, Iohannes de Janduno, Jean de Jandun, Johannes Perusinus
Biographische Daten:
- 1285/89
Geboren in Jandun, einem kleinen Ort im Tal der Oise, zur Grafschaft Champagne gehörig; Diözese: Reims; wohl "weder adliger Abstammung noch aus wohlhabendem Haus" [Schmugge (1966), 4]. - ------
Studium in Paris; J. ist "wahrscheinlich" "Schüler des Paduaner Arztes und Philosophen Pietro d´Abano" [Schmugge (1966), 6); dieser hat vor 1310 in Paris als "Gastprofessor", "nicht als Vollmitglied der Universität" gelehrt. - 1310
In diesem jahr ist J. bereits Magister artium in Paris. - ca. 1311
Bekanntschaft mit Marsilius von Padua. - 1313
Marsilius ist Rektor der Universität Paris. - 1315
Magister artium am Kolle Navarra.
1304: Königin Johanna, Gemahlin des französischen Königs Phillipps des Schönen, läßt ein Testament aufsetzen zur Einrichtung eines Studienkollegs; sie stiftet ihr Haus "Navarra" in Paris, dort sollten "70 Scholaren de regno Francie" studieren" [Schmugge (1966), 8]; 4. April 1304: Königin Johanna stirbt; es wird das sich als zu klein erweisende Gebäude verkauft und ein anderes auf dem Genovefa-Berg erworben; dieses erhält den Namen "Kolleg Navarra"; 12. April 1309: Baubeginn der Kapelle 3. April 1315: EInweihung des Kollegs; J. wird "an der Spitze von 29 Scholaren der Artes genannt" [Schmugge (1966), 9]. J. war "etwa 10 Jahre lang in Paris am Navarra-Kolleg tätig" [Schmugge (1966), 10].
An der Vollstreckung des Testaments hat J. wohl keinen Anteil [Brückle (2005); dass er Zugang zum Hofe gehabt habe, sei "eine willkürliche Annahme"; B. bestreitet ebenda auch dessen Zugehörigkeit zum "circle around Gilles Pontoise" sowie dessen Existenz. - 1315/26
Er liest den Kommentar des Petrus von Abano zu den Problemata physica des (Pseudo-)Aristoteles. - 13. Nov. 1316
Papst Johannes XXII. stellt J. "ein Kanonikat in Senlis in Ausssicht" [Schmugge (1966), 11; diese Pfründe hat J. später auch tatsächlich inne; "nachweislich erst im Sommer 1323" (23). - 1317
Quaestiones circa libros Rhetoricae Aristotelis [Flüeler (1992), 145: Entstehungsjahr ergibt sich aus dem Prolog. - 1318
Utrum omne generabile de necessitate generabitur (BPhM 1997, 75). - 13231
J. hält sich in Senlis auf; ein Freund - Marsilius von Padua (?) - fordert ihn am 3. Juli auf, nach Paris zu kommen [Schmuigge (1966), 23]. - 1324
Marsilius veröffentlicht "Defensor pacis"; Papst Johannes XXII. verurteilt das Buch. - 1324
De laudibus Parisius [Grabmann (1979), 858]. - 1326
Er verläßt Paris mit Marsilius und flieht an den Hof Ludwigs des Bayern; später in Nürnberg. Er kritisiert Landulphus Caraccioli. - 1327
Exkommunikation. - 1328
Anwesend bei Ludwigs Krönung in Rom. - 1328
Ernennung zum Bischof von Ferrara durch Ludwig, vielleicht auch doctor theologiae. - 10./15. Sept. 1328
Gestorben in Montalto.
Bibliographie:
- Lohr, Charles: Medieval Latin Aristotle Commentaries, in: Traditio 26 (1970), 135-216.
- Schmugge, Ludwig: Johannes von Jandun (1285/89-1328). Untersuchungen zur Biographie und Sozialtheorie eines lateinischen Averroisten, Stuttgart (Hiersemann) 1966 [Pariser Historische Studien, 5].
- Weijers, Olga: Le travail intellectuel à la faculté des arts de Paris. Textes et maîtres (ca. 1200-1500), V, Turnhout (Brepols) 2003 [Studia Aristarum, 11].
- Brückle, Wolfgang: Civitas terrena. Staatsrepräsentation und politischer Aristotelismus in der französischen Kunst 1270-1380, München/Berlin (Deutscher Kunstverlag) 2005.
Allgemeine Notizen zu allen Werken:
Zitierende Magistri: Johannes Buridan, Met.VII q.14. Gilt als Begründer des Paduaner Averroismus.
Werkliste:
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